Wald im Wandel der Zeit -

von der Eiszeit bis heute

Unter dem Titel „Der Wald im Wandel der Zeit – von der Eiszeit bis heute“ erlebten die Damen und Herren des ILC wieder einen spannenden Rundgang im Arnsberger Wald mit Uwe Steuer, ehem. Leiter für Forsten und Ökologie beim Ruhrverband.
Bei strahlendem Sonnenschein erläuterte der Fachmann zunächst den Begriff Klima und erklärte, dass dieser die Gesamtheit aller meteorologischen Ereignisse in einem bestimmten Gebiet über einen langen Zeitraum beinhaltet. Insofern gibt es auf der Erde nicht nur ein Klima, sondern zahlreiche Klimate.
Als nächstes erklärte er den Begriff Standort und die für jede Pflanze spezifische Standortamplitude, die das Klima als wesentlichen Faktor beinhaltet.
Zum Wandel des Waldes vom Ende der Eiszeit (ca. 12.000 v. Chr.) bis heute wies er darauf hin, dass die in diesem Zeitraum stattgefundene Waldentwicklung zwei wesentlichen Größen unterlegen ist, der natürlichen Klimaveränderung und dem Menschen.

Nach dem Rückgang des Eises präsentieren sich die eisfreien Bereiche zunächst als Tundren, die infolge zunehmender Erwärmung später von Birken- und Kiefernwäldern eingenommen wurden.
Diesen folgten Wälder mit Laubbaumarten, wie z.B. Eiche, Linde, Esche, Ahorn und danach erst die Buche. Diese dominierte aber ca. 2000 v. Chr. Die Wälder von lokalen und regionalen Ausprägungen abgesehen, buchendominiert waren.
Diese Wälder würden, vom Menschen unbeeinflusst, trotz bisheriger Klimaschwankungen auch heute noch so im Wesentlichen bestehen.

Durch stetig steigende Bevölkerungszahlen und Ausdehnung der Besiedlungsstrukturen setzten ab ca. 500 n. Chr. bis zum Ende des 18. Jhdts. Rodungsperioden ein.
Die Wälder waren Lebensraum und –grundlage für den Menschen, wodurch es zur Übernutzung der Wälder mit der Folge devastierter Landschaften kam. Diese Periode endete erst Ende des 18. Jhdts durch akute Holznot und Steinkohlenfunde Anfang des 19. Jhdts.
Neben zahlreichen Gewerben und Hausbau wurden riesige Holzmengen für die Glasproduktion, einschließlich der Pottaschegewinnung, und Salzsiederei, wovon heute noch die Lüneburger Heide Zeugnis ablegt, benötigt. Daneben nutzen die Bauern den Wald als Weidefläche für das Vieh und Gewinnung vom Humus und Streu als Einstreu für den Stall.
Anfang des 19. Jhdts setzte eine Wiederaufforstungswelle der devastierten Waldflächen mit Nadelholz (Fichte/Kiefer) wegen ihres schnellen Wachstums und vielseitigen Holzverwendung ein. Dabei standen reine Holznutzungsaspekte im Vordergrund, was aufgrund der Industrialisierung, des Bevölkerungswachstums und später auch Wiederaufbau nach dem 2. Weltkrieg volkswirtschaftlich erforderlich war.

Mittlerweile wird unter gleichrangiger Betrachtung der Waldfunktionen ein naturnaher Waldbau praktiziert, der sich an der natürlichen Baumartenzusammensetzung und den natürlichen Entwicklungsprozessen orientiert.
Nur diesem Fleiß unserer Vorfahren hatten wir die schönen Wälder zu verdanken, durch die wir wandern konnten. „Aber heute“, so Uwe Steuer, „haben wir Menschen mit unserem Einfluss auf das Klima einen erneuten Wandel eingeleitet, von dem wir aber nicht wissen, wie schnell er läuft, wo er endet und welche Auswirkungen er auf das langlebige Ökosystem Wald hat. Bei diesem großen Fragezeichen, verbunden auch mit Zukunftsängsten, tröstet ein Spruch Martin Luthers, den man quasi als Ode an die Hoffnung bezeichnen kann: Wenn ich wüsste, dass die Welt morgen unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen“.