Rundgang mit Monika

Lüdemann Teil 2

Der zweite „Künstler Rundgang“ mit Monika Lüdemann beschäftigte sich mit Christian Rohlfs, Emil Nolde, Otto Modersohn, Wilhelm Morgner, Karl Schmidt-Rottluff sowie Fritz Viegener, die sich während ihrer Soester Zeit durch die „Ehrenreiche“ inspirieren ließen.

Der Rundgang startete am Rathaus und führte die Damen des International Ladies Club (ILC) zum großen Teich. Hier ist wohl das für alle Soester*innen bekannteste Motiv ihrer Stadt: die Ansicht Otto Modersohns (1865-1943) auf den großen Teich mit Blick auf St. Petri und Patrokli. Der große Sohn dieser Stadt verbrachte Teile seiner Kindheit in Soest und soll durch dieses stimmungsvolle Werk seine spätere Frau Paula Modersohn-Becker zum ersten Soestbesuch motiviert haben. Den, in seiner Malerei sehr landschaftlich ausgerichtete Künstler, zog es nach seinen westfälischen Aufenthalten nach Niedersachsen, und er gründete neben anderen Künstlern die Künstlerkolonie Worpswede.

Und genau wie zu Modersohns Zeiten, ist der Blick vom großen Teich auf Dom und Petri gerade in der Winterzeit ein beliebtes Fotomotiv – und lockt heute noch viele Besucher in die Stadt.

Am großen Teich sticht sofort das schöne Winkelmann Haus ins Auge und erinnert an den Aufenthalt von Christian Rohlfs (1849-1938) in Soest. Rohlfs, gesponsert und unterstützt von Karl Osthaus (1874-1921) aus Hagen, zog es mehr oder minder in die unberührte Provinz, und er war fasziniert von dieser Stadt. Ab 1904 hielt er sich zwei Sommer in Soest auf. Es entstehen wunderbare Soestmotive wie die bekannten Objekte Freiligrathhaus, Friesenhausenscher Hof und der Patroklidom, dem eine Nähe von Werken Lyonel Feiningers (1871-1956) nicht abzusprechen ist. Über das Soester Leben berichtet Rohlfs damals: „Das Leben und die Leute sind nett und gemütlich, etwas spießerlich, aber natürlich und menschlich.“

Durch Osthaus´s Vermittlung erhält auch Emil Nolde (1867-1956) ein Stipendium in Soest, und sie arbeiten ab 1906 zusammen. Insgesamt hinterlässt Rohlfs über 50 Soestmotive, die er aber zumeist aus seinen Erinnerungen heraus, gearbeitet hat.

Am Rathaus begegnet uns Fritz Viegener (1888-1976), dessen Elternhaus in der Jakobistrasse 26 steht. Bürgermeister Klotz grüßt den Rathausbesucher mit der Spruchrolle „Recht muss Recht leiben“. Weitere Soester Motive befinden sich von Viegener im Bereich Wilder Mann, Haus zum Kuhfuss, Freiligrathhaus etc. In der Zeit der 1920 Jahre entstehen Holzschnitte von Soest und der Umgebung. Das Haus zum Kuhfuss gewinnt insofern an Bedeutung, weil Viegener 1941 Balkenschnitzereien dort entwirft und arbeitet. 1940 durch einen ersten Bombenangriff zerstört, wird es unter Nazipropaganda wiederaufgebaut. An zwei geschnitzten Hakenkreuzen an dem denkmalgeschützten Gebäude entzündet sich 2004 eine lokale Diskussion.

Gegenüber vom Rathaus „grüßt“ Karl Schmidt-Rottluff (1884 -1976) durch seine Darstellung des Patroklusturmes. Er ist ein Ergebnis seines Aufenthaltes in der Stadt 1922, die ihn als Mitbegründer der expressionistischen Künstlergruppe „Brücke“, 1921 in die westfälische Provinzstadt führte.
In dem Werk „Patroklusturm“ reduziert Karl Schmidt-Rottluff den romanischen Kirchenbau St. Patrokli auf seinen massiven Westbau mit Turm. Dunkelrote und blaue Farbareale umschließen von außen den mächtigen Domturm, der wuchtig in den Himmel ragt. Fast jeder einzelne Pinselstrich ist bei dem Bild herauszulesen.

Die besondere Anziehungskraft dieser ältesten Grünsandstein-Kirche von Soest übte nicht nur eine besondere Anziehungskraft auf Schmidt-Rottluff aus, sondern weist auch heute noch vielen Besucher*innen den Weg in die heimliche Hauptstadt Westfalens.

Wieder am Ausgangspunkt zurück, bedankte sich Petra Menke-Koerner für den Ausflug in die künstlerische Vergangenheit der Ehrenreichen und „seinen“ Künstlern bei Monika Lüdemann für die spannenden zwei Stunden und ihren akribischen Studien. Gleichzeitig freute sie sich schon auf eine Fortsetzung im kommenden Jahr mit den Damen des ILC.