Michael und Christoph
Winkelmann
Michael und Christoph Winkelmann haben 1985 folgende Arbeiten in der St. Laurentiuskirche durchgeführt: die Kreuzstele für einen historischen Korpus aus Sandstein sowie die aus Eiche geschnitzte, leicht farbig getönte Taufsteinabdeckung und den dazu passenden Osterleuchter.
Im Anschluss an den Besuch der Kirche wurde den Damen und begleitenden Herren durch Pater Werner Vullhorst die Ausgrabungen des Klosters Wedinghausen vorgestellt: Das Erdgeschoss des Ostflügels wurde bis vor Kurzem noch als Pfarrsaal genutzt. Ein Teil des großen Raumes war vermutlich das Calefactorium des Klosters, das als Scriptorium genutzt worden sein könnte. Die warme Luft der genialen Steinkammerheizung tat Papier und schreibenden Mönchen gut. Diese Art der Steinspeicher-Heizung ist zwar schon von einigen bedeutenden Orten des Mittelalters bekannt, aber aus dieser Zeit, nämlich Ende des 12. Jahrhunderts, eine große Überraschung.
Im nördlichen Teil des Erdgeschosses lag der Kapitelsaal, die Versammlungsstätte der Mönche. Inmitten dieses Raums befindet sich die Sensation, die die Fachwelt elektrisiert: eine rechteckige Grube, zwei Meter lang, 80 Zentimeter breit, die zunächst unscheinbar wirkt. Erst bei näherem Hinschauen offenbaren sich an den Grubenwänden zarte Malereien. Man wusste, dass bis zur Säkularisation des Klosters 1803 hier die Tumba des Hochgrabs von Graf Heinrich II. von Arnsberg und seiner Frau Ermengardis stand. Aber erst jetzt entdeckte man, dass sich darunter noch eine Gruft befand. „Es wurden anhand von schriftlichen Quellen schon etwas vermutet, aber niemals verputzte Wände mit figürlichen, mehrfarbigen Malereien erwartet“, so Pater Vullhorst. Fresken in mittelalterlichen Grabkammern sind in Europa so gut wie unbekannt.
Nach diesem beeindruckenden Besuch wurde die kunstgeschichtliche Rundfahrt zur St. Franziskuskirche in Neheim fortgesetzt. Hier gab es 1983 den Wunsch, das Patronat der neuen Kirche Franz Stock zu übertragen. Da er kirchenrechtlich nicht als Seliger anerkannt ist, war dies nicht möglich. In Anlehnung an das Leben und Wirken von Franz Stock entwarfen und verfertigten die Brüder Michael und Christof Winkelmann in den Jahren 1985 – 2010 alle liturgischen Leuchter und schufen aus rotem Mainsandstein die liturgischen Prinzipalstücke: Altar, Ambo und Taufbecken. Als Material für den Tabernakel wurde Kupfer gewählt. Die quadratische Form des Sakramentenhauses öffnet sich nach oben und endet ein einer von je zwei Kupferstangen gehaltenen transparenten Pinienkrone. Die Seitenflächen bieten Raum für Darstellungen zum Thema „Gottes Menschengüte“. Auch hier wird Franz Stock dargestellt: Der Priester steht Gefangenen in ihrer Todesstunde auf dem Mont Valérien bei Paris bei.
Im Anschluss an so viel künstlerischer Vielfalt in sakralen Räumen hatten sich alle einen Kaffee „erarbeitet“, und die Gruppe beendete diesen fantastischen Ausflug ins Sauerland mit einer zünftigen Einkehr am Möhnesee.
Fotos: Ilka Werle